Die kalte Jahreszeit wird von vielen Menschen als sehr anstrengend empfunden. Viele von uns neigen jetzt vermehrt zu Infekten, Verdauungs- und Gelenksbeschwerden. Im Herbst und Winter dominieren in der Natur Kälte, Trockenheit und Wind. Das führt dazu, dass insbesondere unsere Schleimhäute schnell austrocknen, was uns anfällig für Erkältungen macht. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, durch besondere Achtsamkeit den Körper gut zu nähren und ihm viel Wärme zu schenken. Im folgenden Beitrag verrät Dir Ayurveda-Expertin Angelika, wie Dich Ayurveda im Herbst unterstützen kann, gesund und ausgeglichen durch diese Zeit zu kommen.

Im Herbst beginnt die Vata-Jahreszeit

Im Ayurveda der Jahrtausende alten Wissenschaft vom gesunden, glücklichen und langen Leben – beschreiben wir den Herbst und frühen Winter als Vata-Zeit. Vata ist eine der drei Bioenergien (Vata, Pitta & Kapha), die der Natur und allen Prozessen im menschlichen Körper zugrunde liegen. In der Vata-Zeit machen sich Kälte, Wind und Trockenheit in der Natur und somit auch in unserem Körper breit.

In der Natur werden die Blätter auf den Bäumen trocken und genauso verhält es sich auch mit unserem Körper, der jetzt dazu neigt, auszutrocknen. Denn genau so, wie sich die Welt im Äußeren verändert, so verändert sich auch jede einzelne Zelle in unserem Körper. Das erkennst Du zum Beispiel daran, dass die Haut an den Händen trocken und rau wird und die Lippen spröde werden. Auch unsere Schleimhäute trocknen leichter aus und wir werden so anfälliger für Erkältungen. Viele Menschen leiden in der Kälte vermehrt unter Rücken- und Gelenksschmerzen.

Vata-Jahreszeit Ayurveda
Im Herbst beginnt im Ayurveda die Vata-Zeit.

Ayurvedische Tipps für den Herbst

10 Ayurveda-Tipps, um fit und gesund durch die kalte Jahreszeit zu kommen:
  1. Nimm hauptsächlich warme, feuchte und gekochte Nahrung zu Dir. Eintöpfe und Suppen sind jetzt ideal.
  2. Reduziere Salat und Rohkost. In der kalten Jahreszeit sollte der Rohkostanteil der Ernährung nicht über 10 Prozent liegen.
  3. Würze Dein Essen mit wärmenden Gewürzen, wie Ingwer, Kreuzkümmel, Zimt, Nelke und schwarzem Pfeffer. Sie wirken zusätzlich verdauungsfördernd.
  4. Stärke Dein Immunsystem durch nahrhafte Lebensmittel. Dazu gehören z. B. Mandeln, Datteln, Honig, Ghee (geklärte Butter), Nüsse, Sesam, Rosinen, Granatapfel, Kardamom und Safran.
  5. Sei beim Kochen jetzt großzügig mit gesunden Fetten (z. B. Ghee, Sesamöl, Nussmus), um die Trockenheit in Deinem Körper auszugleichen.
  6. Trink über den Tag verteilt warmes Wasser und Kräutertees statt kaltem Wasser. Das stärkt Deine Verdauungskraft und befeuchtet die jetzt besonders zu Trockenheit neigenden Schleimhäute.
  7. Booste Deinen Stoffwechsel mit wärmenden, anregenden Getränken wie z. B. Masala Chai (Gewürztee mit Milch) oder Goldene Milch (Kurkuma Latte).
  8. Auf koffeinhaltige Getränke, wie Kaffee und schwarzen oder grünen Tee, solltest Du jetzt lieber verzichten, denn sie verstärken die Unruhe in Körper und Geist zusätzlich
  9. Gönne Dir abends vor dem Schlafengehen eine Fußmassage mit warmem Sesamöl. Das hilft Dir zu entspannen und zur Ruhe zu kommen.
  10. So wie sich die Tier- und Pflanzenwelt im Herbst und Winter immer mehr zurückzieht, tut auch uns Rückzug jetzt gut. Nimm Dir im Alltag so oft wie möglich kleine Auszeiten, um gut für Dich zu sorgen. Gönne Dir beispielsweise eine Massage oder mache einen Spaziergang an der frischen Luft.

Ayurveda Ernährung für das Vata Dosha

Auch Verdauungsbeschwerden treten jetzt vermehrt auf und wir neigen zu Blähungen und Verstopfung. Daher ist es wichtig, durch eine Ayurveda Ernährung in der Vata-Zeit die Verdauung zu entlasten und mit verdauungsfördernden Gewürzen zu unterstützen. Suppen und Eintöpfe sind besonders leicht verdaulich, da bei der Zubereitung schon einige Verdauungsschritte vorweggenommen werden. Es ist jetzt besonders wichtig, den Körper in der Vata-Zeit gut zu nähren und erdende und befeuchtende Nahrung zu Dir zu nehmen. Wurzelgemüse wie Kürbis, Karotten, Rote Beete und Süßkartoffeln eignen sich als Vata-Lebensmittel dafür besonders gut. Auch ein warmes Porridge am Morgen ist sehr wohltuend und schenkt uns nachhaltige Energie für den Tag.

Da dem Körper von außen Kälte zugefügt wird, benötigt er mehr Energie, um die Körpertemperatur konstant zu halten. Um diese Energie bereitzustellen, muss unser Verdauungsfeuer (im Ayurveda Agni genannt) im Winter besonders stark arbeiten. Mehr Nahrung wird verstoffwechselt und dadurch auch mehr benötigt. Daher ist jetzt auch nicht die geeignete Zeit zum Abnehmen oder Entschlacken – warte damit lieber bis zum Frühling!

Vata-Tee
Warmes Wasser und Kräutertees stärken die Verdauungskraft und befeuchtet die Schleimhäute.

Wärmende Nahrungsmittel und Gewürze

Wärmende Nahrungsmittel und Gewürze tun jetzt besonders gut, um die Kälte im Außen auszugleichen. Ingwer, Zimt, Nelke und Kreuzkümmel sind besonders wertvolle wärmende Gewürze im Winter. Du kannst sie als Gewürztees konsumieren oder Deine Speisen damit verfeinern.

Ayurveda Rezepte für Vata

Typische Ayurveda Rezepte für die Vata-Zeit sind Suppen, Eintöpfe und warmer Getreidebrei (Porridge) als Frühstück. Sie liefern uns Feuchtigkeit und Wärme, stärken gleichzeitig Darm und Nervensystem und sind somit extrem wohltuend. Auch Chutneys sind sehr beliebt in der ayurvedischen Küche.

Hier findest Du einige meiner Lieblingsrezepte für die Vata Zeit:

Gesunde Fette im Ayurveda

Gesunde Fette dürfen jetzt in der Vata-Zeit großzügig verwendet werden. Ghee, geklärtes Butterfett, spielt im Ayurveda eine sehr wichtige Rolle und ihm werden zahlreiche positive Wirkungen nachgesagt. Unter anderem stärkt es die Verdauung, das Gedächtnis und das Immunsystem.

Was ist Ghee?

Ghee ist ein Rasayana, ein Verjüngungs- und Stärkungsmittel. Es wird in der ayurvedischen Küche sehr gerne verwendet, da es für den Körper leichter zu verdauen ist, als Butter oder andere Fette. Das geklärte Butterfett enthält zu 70 Prozent gesättigte Fettsäuren. Entgegen der lang verbreiteten Meinung, gesättigte Fettsäuren seien ungesund, weiß man mittlerweile, dass das Gegenteil der Fall ist. Außerdem enthält Ghee die Vitamine D, E und A und ist somit sehr gesund.

Die drei großen Vorteile von Ghee gegenüber Butter: Ghee ist hoch erhitzbar, lange haltbar und laktosefrei. Hinzu kommt, dass aus ayurvedischer Sicht gekochte Nahrung meist bekömmlicher ist als ungekochte. Dies trifft auch auf Butter bzw. Ghee zu.


Achtsamkeit und Selbstfürsorge in der Vata-Zeit

Auch auf der mentalen Ebene spüren wir im Herbst oft diese aufwühlende Energie, im Ayurveda Vata genannt, und Unruhe, Ängste und negative Stimmung können entstehen. Durch die hohe Dynamik im Außen sollten wir nun mehr auf Rückzug und Selbstfürsorge achten, damit wir nicht in Hektik und Stress geraten.

Achtsamkeit im Alltag durch Ayurveda
Mehr Achtsamkeit im Herbst durch Selbstfürsorge.

Wohltuende Ölmassagen

Wohltuende Ölmassagen, im Ayurveda Abhyanga genannt, dienen der Entspannung und wirken beruhigend auf das durch Vata gereizte Nervensystem. Du kannst diese Ölmassage ganz einfach selbst mit warmem Sesamöl durchführen. Wenn Du keine Zeit für eine Ganzkörpermassage hast, dann ist auch eine Fußmassage schon ausreichend, um für Entspannung zu sorgen. Besonders abends hilft das, um zur Ruhe zu kommen und sorgt für einen erholsamen Schlaf.