Als ich vor ziemlich genau einem Jahr die Dokumentation „The True Cost“ auf Netflix [unbezahlte Werbung] sah war ich schockiert. Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen und stornierte sofort alle, zum damaligen Zeitpunkt noch offenen, Bestellungen. Ich muss dazu sagen, dass ich ziemlich lange, ziemlich viel gekauft habe. Hauptsächlich, wie vermutlich der Großteil von uns, Fast Fashion. Dass es nicht „normal“ sein kann, dass eine Jeans gerade einmal 15 Euro kostet, war mir zwar schon damals klar, nur habe ich diesen Gedanken jahrelang erfolgreich verdrängt. Zu verlockend war das wöchentlich wechselnde reichhaltige Angebot der gängigen Fast Fashion Ketten und zu klein mein Selbstbewusstsein, um dem zu widerstehen.
Schlecht für Mensch, Natur und Klima
Die Dokumentation öffnete mir dann endgültig die Augen und ich beschloss, ab diesem Zeitpunkt nichts mehr zu kaufen, was nicht fair produziert oder Secondhand ist. Die Modeindustrie ist hinter der Ölindustrie, die zweit dreckigste der Welt. Sie ist jährlich für mehr CO2 Ausstoß verantwortlich, als der gesamte Flug- und Schiffsverkehr zusammen, nämlich für vier Millionen Tonnen, das sind 8 % des gesamten CO2 Ausstosses. (Quelle: Quantis)Mensch und Umwelt leiden somit also gleichermaßen. Die Menschen, die unter den erbärmlichsten Bedingungen in Asien unsere 100. Jeans zusammennähen und die Umwelt, welche nicht nur durch das als Folge von Produktion und Verschiffung freigesetzte CO2 leidet, sondern insbesondere auch durch die von der Mode- und Lederindustrie verunreinigten Gewässer.
Unsere schönen neuen Klamotten und Lederwaren müssen nämlich irgendwie zu ihren vielen bunten Farben kommen. Insbesondere in der Lederindustrie und der Produktion von Jeans geraten hierbei Unmengen an hochgiftigen Gerb- und Farbstoffen in asiatische Gewässer, somit in die Umwelt und am Ende auch zurück in unsere Nahrungskette. Ein wahnsinniger Kreislauf, der endlich unterbrochen werden muss.
Eine Lösung: Faire Mode
Weil ich diesen absoluten Wahnsinn nicht länger unterstützen wollte, beschloss ich, keinen der Fast Fashion Giganten weiter zu unterstützen. Mein Vorhaben stellte sich allerdings als gar nicht so einfach heraus. Zwar gibt es mittlerweile eine große Zahl an grünen oder vermeintlich grünen Labels, aber hier die Spreu vom Weizen zu trennen ist nicht so leicht. Selbst für ambitionierte Firmen nicht, denn gerade in der Modeindustrie ist es sehr kompliziert ein komplett faires Produkt zu erhalten.
Ein Kleidungsstück besteht zumeist aus vielen „Einzelteile“. Angefangen bei der Baumwolle oder anderen Fasern aus welchen es hergestellt wurde, über den Faden mit dem es genäht wird, die Knöpfe und die Farbe bis hin zur Fabrik in welcher es gefertigt wird und dem Verkehrsmittel, mit welchem es schließlich in unseren Läden landet.
Wie in vielen anderen Bereichen gibt es auch im Bereich der fairen Mode mittlerweile eine Vielzahl an Siegeln, welche dem Verbraucher eine Orientierung bieten sollen. Da gerade in der Modebranche viel Greenwashing betrieben wird und alle etwas vom „Fair Fashion Kuchen“ abhaben wollen, sollte man hier jedoch genauer hinsehen. Nur weil ein Fast Fashion Riese beispielsweise auf einmal damit wirbt nur noch „Organic Cotton“ zu verarbeiten, ist er noch lange kein faires Unternehmen.
Folgende Siegel werden von der Verbraucherschutzzentrale (Quelle) aktuell benannt und gelten als verlässlich:Es gibt noch einige mehr und es kommen auch immer mehr Siegel hinzu. Transparente Modefirmen sagen jedoch selber ganz offen, dass selbst all die Siegel kein 100 prozentiger Garant sind. Auch bei vielen fairen Modelabels wird häufig in Fernost produziert und es ist nahezu unmöglich alle Produktionsschritte sowie die Einhaltung der Menschenrechte zu überwachen. Dennoch ist es natürlich besser mit einem oder mehreren der Siegel ausgezeichnete faire Mode zu konsumieren, als weiter auf Fast Fashion zu setzen.
Besonders unterstützenswert ist außerdem, wenn Firmen in der EU produzieren. Gerade in Ländern wie Rumänien oder der Türkei herrschen oft ebenfalls sehr menschenunwürdig Arbeitsbedingungen. In den Ländern der EU gelten strikte arbeitsrechtliche Vorgaben, die natürlich auch für die Modeindustrie gelten. Dass eine Jeans dann keine 15 Euro mehr kosten kann, sollte uns unsere Umwelt wert sein.
Secondhand - die fairste und nachhaltigste Lösung
Am „aller fairsten“ ist es jedoch ganz schlicht und ergreifend nichts mehr zu kaufen und wenn, dann ausschließlich Secondhand. Das ist der Weg, den ich eingeschlagen habe.
Zunächst einmal können wir uns alle beim Blick in den Kleiderschrank nämlich die berechtigte Frage stellen, wozu wir die 20. Jeans oder das 30. T-Shirt brauchen. Die Antwort wird wohl ziemlich häufig lauten: Gar nicht.
Wenn Du dann doch einmal das natürliche Bedürfnis nach etwas Neuem hast, solltest Du im ersten Schritt in Secondhand Geschäften oder auf einer der großen Plattformen Ausschau halten. Wer ein wenig Geduld mitbringt findet dort nämlich wirklich alles. Es gab noch nichts was ich nicht gefunden habe. Ich schaue hierfür regelmäßig auf der Online Plattform „Kleiderkreisel“ und in Freiburg in der „Kleiderei“ vorbei.
Weitere Plattformen*, die ich noch nicht getestet habe, die aber auch eine riesige Auswahl bieten:
● Vestiare Collective (eher auf Designer Mode spezialisert)
● Rebelle (ebenfalls spezialisiert auf Designer Mode)
● Ebay
● Ebay Kleinanzeigen
● Mädchenflohmarkt
*[unbezahlte Werbung]
In Großstädten gibt es häufig auch tolle Secondhand-Läden oder diverse Flohmärkte auf denen man mit etwas Glück ebenfalls fündig wird. Klar, es dauert vielleicht ein wenig länger, als einfach mit einem Mausklick etwas online zu shoppen, aber dafür weißt Du am Ende auch, ob Du es wirklich willst, und, das Beste Du sparst auch noch Unmengen an Geld.
Selbst wenn das das einzige Argument für den Verzicht auf unseren unbändigen, klimaschädlichen und menschenunwürdigen Konsum darstellen sollte, ist doch schon mal ein guter Anfang gemacht.