Wir Deutsche essen pro Jahr rund fünf Kilo Nüsse. Das ist gut so, denn Nüsse erhalten reichlich Fette und jede Menge Eiweiße, Kohlenhydrate und Ballaststoffe. Nüsse sind also ein richtiges Superfood! Doch leider gilt auch hier, dass nicht alle Nüsse fair und nachhaltig produziert wurden. Deshalb verfolgt das Unternehmen „fairfood Freiburg“ die Vision, die komplette Nussproduktion fair zu machen. Wie das geht, erfahrt ihr im Interview.


Die Philosophie hinter fairfood Freiburg

ENERGIEVOLL: „Welche Philosophie steckt hinter fairfood Freiburg?“

fairfood: „Getreu unserem Motto “Wir machen Nüsse fair - vom Baum bis zu dir” beziehen wir unsere Nüsse und Früchte nur direkt von Fairtrade-Produzent*innen, die unsere Produkte nach Bio-Standards anbauen und im Anbauland trocknen, schälen und knacken. In unserer Freiburger Manufaktur rösten wir die Nüsse dann schonend von Hand, verarbeiten sie zu leckeren Nussröstungen, Nussmus, Nuss-Bolognese oder veganem Pasta-Topping. Weil Fairness für uns auch bedeutet, unseren Verpackungsmüll zu reduzieren, füllen wir unsere Nüsse in Pfandgläser oder verkaufen sie am liebsten unverpackt.“

Logo © fairfood Freiburg

Lieferkette ohne Zwischenhändler*innen

ENERGIEVOLL: „Wie genau können wir uns Eure Lieferkette vorstellen?“

fairfood: „Unsere transparente Lieferkette, unsere Fairchain, ist der Hauptfaktor, der uns von anderen Anbietern für Nüsse und Trockenfrüchte unterscheidet. Wir beziehen unsere Produkte direkt von den Produzent*innen in den Anbauländern, wodurch sie mehr Geld für ihre Ware erhalten, die sonst an Zwischenhändler*innen geht. Anders als in der internationalen Nuss-Branche üblich sorgen wir dafür, dass unsere Nüsse und Früchte nicht als Rohware exportiert, sondern in den Anbauländern selbst geknackt, geschält und getrocknet werden. So entstehen nämlich zusätzliche fair entlohnte Arbeitsplätze, die Existenzen sichern und die lokale Wirtschaft stärken. Unsere Produzent*innen sind in Kooperativen organisiert. Dafür nutzen wir und sie die Strukturen von Fairtrade International (FLO) und Fair for Life (FFL). Für die Menschen vor Ort bedeutet ein Job in einer solchen Kooperative direkt: ein höheres und sicheres Einkommen, Mitspracherecht und Arbeitsschutz. Darüber hinaus bauen wir eigene Produktionen, wie in Nigeria und aktuell in Ruanda, auf. Diese Maßnahme schafft weitere Arbeitsplätze, (Fort)bildung und eine langfristige Lebensgrundlage für die Menschen in den Anbauländern.“


Siegel für Nachhaltigkeit

ENERGIEVOLL: „Welche Siegel weisen Eure Produkte auf und wie unterscheiden sie sich?“

fairfood: „Unsere Partner*innen und wir bei fairfood haben uns einer umweltschonenden Landwirtschaft verschrieben, die nach dem EU-Regelwerk der ökologischen Landwirtschaft zertifiziert ist. Außerdem sind unsere Produkte Fairtrade- bzw. Fair for Life-zertifiziert und wir sind anerkannte Weltladen-Lieferantin. Der Hauptgedanke der ökologischen Landwirtschaft ist ein Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Der landwirtschaftliche Betrieb wird dabei vor allem als Organismus mit den Bestandteilen Mensch, Tier, Pflanze und Boden gesehen. Das FairTrade-Regelwerk definiert soziale, ökologische und ökonomische Standards, die Produzent*innen und Unternehmen in der gesamten Wertschöpfungskette einhalten müssen. Das Fair for Life-Siegel setzt hohe Standards in der gesamten Wertschöpfungskette an – unter anderem für soziale Verantwortung, Umweltschutz, fairen Handel und lokale Traditionen. Der Weltladen-Dachverband fordert von seinen Lieferant*innen transparente Handelspartnerschaften, die nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel streben. Ihr seht: Mit all diesen Zertifizierungen wollen wir so viel wie möglich richtig machen – und haben einiges zu tun... “


Bio und fairtrade produzierte Nüsse

Mangos aus Burkina Faso © fairfood Freiburg
ENERGIEVOLL: „Wie stellt ihr sicher, dass Eure Produkte bio und fairtrade sind?“

fairfood: „Die Zertifizierungen von Fairtrade Labelling Organizations (FLO) und Fair for Life (FFL) sind für uns die Grundlage, dass der internationale Handel unserer Produkte fair abläuft. Dazu kommt der direkte Handel, den wir erwähnt haben und der die Lieferkette überschaubar macht. So landet unser Geld bei den Produzent*innen und nicht bei Zwischenhändlern. Wir unterliegen jährlichen Bio-Kontrollen, wodurch sichergestellt wird, dass unsere Produkte die Anforderungen des EU-Regelwerks der ökologischen Landwirtschaft erfüllen. Ebenso werden alle beteiligten Projekte und wir selbst regelmäßig von externen Kontrollstellen auf die Einhaltung der Fairtrade-Standards überprüft.“


Freiburger Nussmix ©fairfood Freiburg

Kostprobe gefällig?

Du möchtest in den Genuss einer leckeren und fair produzierten Nussauswahl von fairfood kommen? Dann haben wir genau das Richtige für Dich: unter allen Einsendungen verlosen wir ein Genusspaket bestehend aus je einem Pfandglas King Krunchy, Freiburger Nussmix, Haselnussmus und Erdnussmus. Schreibe uns hierzu bis 4.11.2021 zum eine Mail mit Deinem Namen und Deiner Anschrift an socialmedia@badenova.de. Das Losverfahren entscheidet über den Gewinner/die Gewinnerin.


Partner*innen mit persönlichem Bezug

ENERGIEVOLL: „Wie findet ihr Eure Partner*innen, die Eure Nüsse anbauen, verarbeiten und liefern?“

fairfood: „Viele unserer Lieferant*innen haben wir besucht und kennen sie persönlich. Oftmals sind die Kontakte zu den Projekten in den Anbauländern im privaten Umfeld entstanden und entwickelten sich zu einer langfristigen Partnerschaft. Darüber hinaus vernetzt uns, wenn neuer Bedarf entsteht, unser Mitarbeiter für Einkauf und Qualität mit Lieferant*innen, die unseren Ansprüchen an fairen Handel und Bio-Qualität genügen.“


Herausforderungen bei fairfood

ENERGIEVOLL: „Welche Herausforderungen habt ihr zu meistern?“

fairfood: „Eine der größten Herausforderungen bestand sicherlich darin, den Schritt aus der privaten Küche zu wagen und eine professionelle Röstküche zu mieten. Weitere Meilensteine waren die Bio- und Fairtrade-Zertifizierungen und die Anerkennung durch den Weltladen-Dachverband, die alle ihre eigenen, sehr strengen Standards anlegen und einfordern. Da das Gründerteam “fairfood Freiburg” damals noch nebenberuflich aufgebaut hat, war das eine echte Belastungsprobe. Heute sehen die Challenges anders aus: Dieses Jahr sind wir von vier verteilten Standorten in Freiburg in ein gemeinsames Büro mit eigener Küche und großem Lager gezogen. Das hat nicht nur eine solide Finanzierung, sondern auch jede Menge Planung erfordert. Nun gilt es, unser Team zusammenwachsen zu lassen und unsere neuen Projekte gemeinsam umzusetzen.“

Meilensteine bei fairfood

ENERGIEVOLL: „Gibt es Erlebnisse, die Euch im Gedächtnis geblieben sind und euch bestärken?“

fairfood: „Wenn wir auf die letzten sechs Jahre zurückschauen sind wir vor allem richtig stolz darauf, dass wir aus unserer ersten Idee bis heute eine kleine Firma mit rund 60 Beschäftigten aufgebaut haben. Im Vergleich zu ein paar Kilo Cashews, die wir 2015 an Bekannte und Familie verkauft haben, bringen wir heute mehrere hundert Tonnen faire Bio-Nüsse pro Jahr von den Produzent*innen direkt auf den deutschen Markt. Unserer Vision “Wir machen Nüsse fair” kommen wir damit immer näher. Es macht uns glücklich, dass wir immer mehr Menschen ein sicheres und faires Einkommen ermöglichen und in strukturschwachen Regionen neue Arbeitsplätze schaffen. Wir wollen nämlich nicht nur die Weltläden und Bio-Käufer*innen erreichen, sondern dazu beitragen, dass in Zukunft alle Nüsse auf dem internationalen Markt fair gehandelt werden! “


Zukunftspläne

ENERGIEVOLL: „Was plant ihr für die Zukunft?“

fairfood: „Abgesehen vom Ausbau unserer Produktionslinie in Freiburg, die angesichts der vielen Handarbeit an ihre Grenzen stößt, legen wir den Fokus aktuell auf den Aufbau von zwei Nuss-Produktionen in den Ursprungsländern. In Ruanda haben wir mit unserem ruandischen Partner Gorilla Nuts ein Produktionsgebäude errichtet, in dem bereits die ersten Nüsse geknackt werden. Parallel schulen wir Farmer*innen in der Bio-Landwirtschaft und erwarten im November die erste Lieferung. Hierzu haben wir im September unser erstes Crowdfunding erfolgreich abgeschlossen! Parallel beginnen wir damit, unsere erste Cashew-Produktion in Nigeria zu professionalisieren. Wir wollen mehr Farmer*innen an Bord holen, die Produktion ausbauen und mehr fair bezahlte Arbeitsplätze schaffen. All das kostet viel Arbeit, macht uns aber glücklicher und stolzer als jede Umsatzzahl. Und ganz exklusiv verraten wir hier: Im Oktober öffnet unser erster fairfood Freiburg Laden in der Freiburger Innenstadt. Dort können Kund*innen unsere Produkte kaufen, ihre Bestellungen in unserem Webshop abholen sowie von unserem Team Antworten rund um Fragen zu fairem Handel, Zero Waste Verpackungen, Fairchain und ökologischer Landwirtschaft erhalten. Außerdem wollen wir im Laden auch weiteren lokalen, nachhaltigen Unternehmen eine Bühne geben und ihre Produkte vorstellen.“
Nachhaltige Kleidung

Nicht nur Nüsse, sondern beispielsweise Kleidung können nachhaltig produziert werden. Alles dazu kannst Du in diesem Blogbeitrag nachlesen.