„1,5 Grad sind nicht das Ziel, sondern der Anfang“, erinnert Fridays for Future immer wieder. Trotzdem hatte bisher keine der Regierungsparteien das Begrenzen des menschengemachten Temperaturanstiegs auf diesen Wert im Programm.
Unfassbar! Findet unsere Autorin Anna Schunck von Viertel \ Vor. Aber sich deshalb weiter machtlos fühlen? Kommt nicht in Frage! Schließlich können wir uns alle politisch engagieren. Und die Klimakatastrophe außerdem auch von zuhause aus mit bekämpfen! Zumindest ein bisschen. Hier kommen 10 kleine Tipps mit möglichst großer Hebelwirkung für aktiven Klimaschutz.
Was ist Klimaschutz?
In Folge der Klimakatastrophe erwärmt sich unsere Erde. Die Abweichung der globalen Lufttemperatur vom Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900 kennt nur eine Richtung: nach oben. Die Folgen können unseren Planeten innerhalb der kommenden Jahrzehnte unbewohnbar machen – wenn wir nichts tun. Wir, das sind Wirtschaft und Politik, aber auch jede*r Einzelne. Während die institutionelle Ebene eher behäbig reagiert, können wir recht schnell und einfach etwas tun. Alle Maßnahmen, die wir gemeinsam gegen die Klimakatastrophe ergreifen können, lassen sich unter dem Begriff Klimaschutz zusammenfassen. Let’s go!
Die Klimakatastrophe ist nichts weniger, als die aktuell größte Herausforderung der Menschheit. Von den verheerenden Folgen sind wir alle betroffen. Das sind beispielsweise Extremwetterereignisse wie Stürme, Dürren und Waldbrände, steigende Meeresspiegel und Teile der Welt, wie wir sie jetzt kennen, die früher oder später unbewohnbar sein werden. Schon vorher ist davon auszugehen, dass die Lebensumstände und Ressourcenknappheit so dramatisch werden, das es zu extremen Klimafluchtströmen kommt. Dennoch leben wir mit der zunehmenden Erderwärmung mehr oder weniger so, als wäre nichts geschehen. Ein fataler Fehler.
Schließlich können wir durchaus etwas tun. Schon im Januar 2019 appellierte die Aktivistin und Fridays for Future-Gründerin Greta Thunberg in ihrer Rede zur Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos in Bezug auf die Erderwärmung: „Ich will, dass Ihr in Panik geratet!“ Und genau das wäre absolut angemessen. Kurz Panik – und dann: Handeln!
Was kann man gegen den Klimawandel tun?
Notwendig sind, laut dem deutschen Klima Konsortium, dauerhafte und tiefgreifende strukturelle Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft – vom Energiesystem über Landnutzung bis hin zur Infrastruktur. Das belegt auch der Sonderbericht des Weltklimarats zum 1,5 Grad-Ziel. Und auch als Einzelne sind wir im Alltag easy in der Lage, viele kleine Beiträge zu leisten, die große Veränderungen mit antreiben können. Vor allem dann, wenn immer mehr Menschen konsequent mitziehen.
Erfahre mehr über den Klimawandel und seine Folgen.
10 Tipps für mehr Klimaschutz
Hier kommen 10 Tipps, mit denen wir selbst aktiv gegen die Klimakatastrophe angehen und Zeichen setzen können, für einen wahren Wandel auch auf struktureller Ebene.
1. Auf Ökostrom umsteigen
Rund 80 Prozent der Treibhausgasemissionen sind energiebedingt. Der Hebel, den wir bedienen, wenn wir zu einem grünen Stromanbieter wechseln ist also ganz besonders groß – und gleichzeitig ein verhältnismäßig kleiner, weil einfacher Schritt für den oder die Einzelne*n.
Wichtig ist es dabei allerdings, ganz genau darauf zu achten, dass das jeweilige Unternehmen ein reiner Ökostromanbieter ist. Dazu zählt badenova, der Ökostrom aus 100% erneuerbaren Energiequellen anbietet. Und so bestenfalls nicht nur einen Tarif im Programm hat, dessen Bezug am Ende noch die fossilen Alternativen mit unterstützt. Besonders zielführend ist es außerdem, wenn wir unsere Energie möglichst regional beziehen, damit sie nicht aufwendig und im Zweifel über Ländergrenzen hinweg transportiert werden muss oder in der Beschaffung intransparent bleibt.
Fakt ist: Mit Ökostrom kann ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt rund 2,3 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen, gleichzeitig ein politisches Zeichen gegen fossile Energie setzen und Teil eines größeren Ganzen sein: Vergleichen wir den Strommarkt mit einem See, in denen aus mehreren Flüssen Strom eingeleitet wird, dann verstärken alle, die echten Ökostrom beziehen, den Zufluss – und verändern so langsam aber sicher die Zusammensetzung des ganzen Sees beziehungsweise eben den Strommix. Und je mehr Ökostrom genutzt wird, desto mehr Ökostrom wird auch dauerhaft produziert. Yeah!
2. Energie sparen
Klingt fast zu simpel, um sinnvoll zu sein. Ist es aber! Wer nur ein paar einfache
Energiespartipps umsetzt, spart Strom – und damit, wie gesagt, auf dem Gebiet des größten Treibhausgas-Sünders. Positiver Nebeneffekt, abgesehen vom langfristigen Schutz unseres eigenen Lebensraums, ist, dass wir damit neben der Energie auch Zeit und Geld sparen können. Und besonders schwierig ist es ja nun auch nicht, die Waschmaschine voller oder das Stand-by-Knöpfchen auszumachen. Probiert es selbst! Sichtbare Effekte auf der Stromrechnung garantiert!
3. Richtig Heizen
Apropos Einsparpotenzial: Auch achtsames Heizen schont den Geldbeutel – und vor allem das Klima. Wie’s geht? Entscheiden, welche Zimmer wirklich warm sein müssen. Für das Schlafzimmer reichen 18 Grad meistens aus. Im Wohnzimmer darf es wärmer sein, dort sind 21 bis 22 Grad angemessen, während es sich in der Küche auch bei 20 Grad gut aushalten lässt. Mit jedem Grad weniger können wir rund sechs Prozent Energiekosten sparen.
Weiter macht es Sinn, Heizkörper nicht durch Möbel oder Vorhänge zu verdecken, damit sich die Wärme ungestört ausbreiten kann. Wer Haus oder Wohnung tagsüber verlässt, sollte die Heizung herunterdrehen, dabei aber nicht komplett ausschalten. Das kostet weit weniger Energie und Geld, als eine ausgekühlte Wohnung wieder auf wohnliche Temperaturen aufzuheizen.
Super effektiv ist außerdem gutes Lüften, insbesondere das Stoßlüften, bei dem Fenster nicht dauerhaft auf kipp gehalten, sondern nur ein paar mal am Tag, dafür aber bewusst voll geöffnet werden. Heizungen und Isolierung von Haus und Fenstern sollten außerdem regelmäßig gewartet und wenn sie alt sind auch konsequent ausgetauscht werden, weil eine alte Anlage auch wieder mehr Energie verbraucht.4. Zu einem vollständig grünen und ethischen Finanzdienstleister wechseln
Mit Geld das Klima schützen? Das ist nicht nur möglich, sondern äußerst effektiv. Denn viele konventionelle Banken investieren unter anderem auch in Atom- und Kohlestrom, chemische Unkrautvernichtungsmittel, Nahrungsmittelspekulation und andere hoch klimaschädliche Märkte. Entziehen wir ihnen die Mittel, ist das nicht länger möglich. Deshalb ist es aus Umweltschutzgründen absolut zielführend, wenn wir uns für eine der aktuell vier rein nachhaltige Banken GLS, Triodos, Tomorrow oder Umweltbank entscheiden, die stattdessen ethisch investieren – unter anderem in Klimaschutzprojekte wie Bodengesundheit oder Aufforstungen.
5. Regional und saisonal einkaufen
Augen auf auch beim Lebensmittelkauf: Insbesondere Frisches ist viel besser fürs Klima, wenn es a) aus der Umgebung und b) aus saisonalem Freilandanbau kommt. Denn grob gerechnet verursacht 1 Kilogramm Obst oder Gemüse aus Übersee zirka 10 Kilogramm mehr CO2 als die regionale Variante. Und alles, was aus beheizten Treibhäusern kommt sorgt durchschnittlich für zehnmal mehr CO2-Emissionen als Obst und Gemüse aus Freilandproduktion.
6. Öfter für Bio-Lebensmittel entscheiden
Weil’s im Biolandbau keine Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel gibt, werden sobald Bio draufsteht rund 20 Prozent weniger der für den Klimawandel mitverantwortlichen Treibhausgase emittiert als bei Produkten aus konventioneller Landwirtschaft. Dass liegt unter anderem daran, dass Dünger im Boden zu Lachgas wird, einem Treibhausgas, dass 300-mal schädlicher ist, als Kohlendioxid (CO2). Die Düngung mit Gülle setzt außerdem Methan (CH4) frei.
Im krassen Gegensatz dazu schont und bewahrt der Bio-Betrieb nicht nur die Böden, sondern bindet durch Humusbildung sogar Treibhausgase darin. Ersparnis bei 560 Kilogramm ernährungsbedingten CO2-Emissionen. Laut Utopia: Mehr als 0,1 Tonnen.
7. Lebensmittelverschwendung vermeiden
Jedes Jahr landen in Deutschland rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Jedes dritte Produkt geht dabei schon zwischen Produktion oder Feld und Einzelhandel verloren oder wird aus optischen oder Normgründen aussortiert. Andere Sachen werden nicht verkauft und vom Supermarkt weggeschmissen. Und etwa 82 Kilogramm an Lebensmitteln kloppt jede*r Deutsche zuhause selbst in die Tonne. Im Schnitt geben wir so pro Jahr 234 Euro für Lebensmittel aus, die wir niemals essen. Beim Anbau dieser Lebensmittel werden Wasser, Energie und Flächen unnötig in Anspruch genommen und unnötig jede Menge CO2 ausgestoßen. Besser planen was wir essen wollen, gezielter einkaufen und Reste verwerten ist folglich eine gute und auf mehreren Ebenen eigennützige Idee, um Emissionen einzusparen.
Damit sie möglichst lange frisch bleiben, Einkäufe achtsam lagern, Äpfel und Kartoffeln eher dunkel und nicht nebeneinander, Mohrrüben in kaltem Wasser wie Schnittblumen und Südfrüchte niemals im Kühlschrank. Extra Tipp: Wenn wir warme Gerichte erst abkühlen lassen, bevor wir sie hineinstellen, alle Lebensmittel gut verpacken, die Tür nicht zu lange offen stehen lassen und den ganzen Kühlschrank regelmäßig abtauen, wirkt sich übrigens auch das positiv auf die persönliche Klimabilanz aus.
Wer merkt, dass er Eingekauftes nicht rechtzeitig verbrauchen wird, kann es mit drei einfachen Mitteln länger haltbar machen: Einlegen (in Öl oder Essigwasser), Einkochen (ganz heiß in ausgekochte Gläser füllen, zuschrauben und kurz auf den Kopf stellen) und Fermentieren (in Stein- oder Meersalzlake).
8. Fleisch vermeiden
Die Massentierhaltung ist laut Vereinten Nationen für den Ausstoß von 14,5 Prozent der menschengemachten Treibhausgase verantwortlich. Das unabhängige Worldwatch Institut kommt sogar auf 51 Prozent. Fakt ist: Ein Kilogramm Rindfleisch verursacht bis zu 28 Kilogramm Kohlendioxid. Zum Vergleich: Bei Obst und Gemüse ist es ein Kilogramm. So oder so: Die industrielle Fleisch- und Milchproduktproduktion ist ein Ressourcen- und Klimakiller – in dreifacher Hinsicht: Landverbrauch, tierische Verdauung und Lieferkette.
90 Prozent aller Agrarflächen weltweit werden für den Anbau von Futtermitteln, zumeist Soja, genutzt. Dafür werden weite Teile der klimaregulierenden Regenwälder gerodet und ganze Regionen trockengelegt. Beides setzt gebundene Treibhausgase frei. Stehen dann die Wiederkäuer auf den Weiden, erzeugen sie bei der Verdauung das Gas Methan, dass laut Weltklimarat mehr als 80 Mal klimaschädlicher ist, als Kohlendioxid. Und bis tierische Produkte auf dem Teller landen, durchlaufen sie aufwendige Prozesse und teils ellenlange Transportwege. Wer es schafft, zu reduzieren, tut in jedem Fall immer etwas fürs Klima.
Wer’s nicht schafft, der sollte auch hier unbedingt auf eine Bio-Zertifizierung achten.
9. Öffis statt Auto – Zug statt Flug
Privat-PKW parken laut dem Berliner Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Knie 94,8 Prozent ihrer Zeit, haben im Schnitt eine Besetzung von 1,0001 Personen und verlieren nach zirka drei Jahren die Hälfte an Wert. Warum glauben wir nur immer noch, dass wir so dringend so viele davon brauchen? Zumal auch das Auto stark dazu beiträgt, uns die persönliche Klimabilanz zu versauen. Also: Öfter mal die Öffis nehmen!
Laut Umweltbundesamt verbraucht ein Linienbus im ÖPNV bei durchschnittlicher Auslastung pro 100 Personenkilometer. etwa die Hälfte im Vergleich zu einem Pkw. Öffentliche Verkehrsmittel verursachen auf der gleichen Strecke nur etwa die Hälfte der Kohlendioxidemissionen eines Pkws.
Und über das Fliegen müssen wir ja hoffentlich gar nicht reden! Eine Reise mit der Bahn verursacht im Vergleich zu einem Inlandsflug bis zu zehnmal weniger Emissionen pro Person. Das heißt natürlich nicht, dass wir nie wieder in ein Flugzeug steigen dürfen. Was wir dringend tun sollten ist einfach genau zu überlegen, ob es Sinn macht. Und das macht eine Kurzstrecke nun mal meistens nicht wirklich.
10. Weniger konsumieren
Hart aber is’ so: Wir kaufen zu viel! Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass unser Konsum- und Freizeitverhalten sich mit über 40 Prozent in der CO2-Bilanz niederschlägt – und dort so mit rund 4,5 Tonnen CO2 im Jahr den allergrößten Anteil ausmacht. Und nun? Reduzieren ist angesagt. Und das muss noch nichtmal gleich das General-Bekenntnis zum Minimalismus. ein. Die Rückbesinnung auf unser durchschnittliches Shopping-Verhalten von vor 15 Jahren würde schon reichen.Zum Gegenchecken – und durchaus auch, um Erfolgserlebnisse messen und feiernzu können, gibt’s persönliche CO2-Rechner unter anderem beim Naturefund oder dem WWF.
Klingt einfacher, als ihr dachtet? Dann los! Klingt schwieriger, als ihr dachtet? Dann stresst euch nicht! Das nützt schließlich keinem was. Fakt ist: Wir müssen handeln. Fest steht aber auch, dass die Verantwortung für einen Systemwechsel, nicht allein auf unseren Schultern liegen kann – und darf. Lasst uns im Individuellen alle unsere eigenen Weg suchen, Step by Step anfangen, auswählen, was geht und was (noch) nicht. Und lasst uns dabei nicht vergessen, dass das Private politisch ist. Dass wir einen Unterschied machen können – aber eben nicht gleich auf ganzer Linie dogmatisch werden müssen. Nobody’s perfect! Zum Glück.