Pro Tag gelangen 190 Millionen Plastikkügelchen über den Rhein in die Nordsee
Bereits bekannt ist, dass Flüsse einen Großteil Plastik in unsere Meere tragen. Laut Schätzungen gelangen über Flüsse jährlich zwischen 1,15 und 2,41 Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Alleine der Jangtse in China trägt 333.000 Tonnen Plastik pro Jahr ins Meer. Das liegt unter anderem daran, dass die Abfallwirtschaftssysteme in vielen Ländern nicht ausgereift sind, Müll sogar direkt über Flüsse entsorgt wird oder Deponien nicht ausreichend gesichert sind. An dieser Stelle ist auch zu berücksichtigen, dass China eines der Länder war, das jahrelang den Müll anderer Länder importierte. Auch Müll aus Deutschland. So ist es nicht verwunderlich, dass dort auch mehr Plastikmüll in Flüssen zu finden ist, als zum Beispiel in Europa.
Vor Kurzem hat Greenpeace eine umfassende Studie zu Mikroplastik in Flüssen veröffentlicht und geht dort gezielt auf die Verschmutzung unserer Flüsse durch Mikroplastik ein, welches durch die Industrie hervorgebracht wird. Die Studie deckt auf, dass der Rhein 8 bis 10 Tonnen Mikroplastik jährlich in die Nordsee trägt.
Als Mikroplastik werden feste und unlösliche synthetische Polymere (Kunststoffe) bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Mikroplastik zieht Umweltgifte an, wird von Meeresorganismen gefressen und ist nicht wieder aus der Umwelt zu entfernen.
Wie ich Teil der Greenpeace Studie werden durfte und wie Proben entnommen werden
Greenpeace hat mich gefragt, ob ich bei der Studie auf dem Rhein dabei sein will – und ich sagte: „Ja”. Mittlerweile kenne ich einige Greenpeace Mitarbeiter*innen und Freiwillige schon länger und arbeite gern mit ihnen zusammen. Ihr Einsatz ist in vielen Bereichen einfach vorbildhaft. Kennengelernt habe ich sie vor mehr als zwei Jahren, als Greenpeace in Köln das Plastikmonster präsentierte. Schon damals wurde auch gezeigt, wie viel Plastik im Rhein schwimmt und wie Proben entnommen werden.
Die Proben für die aktuelle Studie wurden an zwei Stellen entnommen: an Ufern und Stränden des Rheins und auf dem Wasser.
Proben auf dem Wasser werden mit einem sogenannten Mantatrawl entnommen, der vergleichbar ist mit einem großen Sieb. Dieser wird an verschiedenen Stellen, zu verschiedenen Uhrzeiten und unterschiedlichen Wetterlagen in das Wasser gelassen und verbleibt dort eine bestimmte Zeit. Vorne hat das Gerät eine Öffnung, durch die Wasser herein strömt. Das Wasser strömt dann durch ein sehr feinmaschiges Sieb, das aussieht wie ein Schlauch. So fließt das Wasser durch den Mantatrawl und im Sieb bleiben kleinste Teile zurück: Algen, Blätter und eben auch kleinste Plastikteilchen. Wasserproben aus Flüssen und an den Ufern werden auf diese Weise bereits seit 2015 durchgeführt.
Nach der Entnahme der Probe wird diese im Labor analysiert. Es wird genau geschaut, welche Teile herausgefiltert wurden. So können sogar unterschiedliche Arten von Mikroplastik unterschieden werden. Sogar solche, die als Rohstoff zur Herstellung von Plastikprodukten genutzt werden.
Was haben die Testungen mit dem Mantatrawl ergeben?
In jeder Probe, die auf dem Wasser entnommen wurde, war Mikroplastik enthalten. Das deutet darauf hin, dass unsere Flüsse maßgeblich daran beteiligt sind, Plastik in unsere Meere zu tragen. Zudem hat die Studie gezeigt, dass die Konzentration von Mikroplastik höher ist, wenn es viel regnet. Was daran liegen kann, dass so kleinste Partikel vom Land in den Fluss gespült werden.
Neben diesen erschreckenden Erkenntnissen, deutet die Studie auch an, dass Industrieunternehmen einen maßgeblichen Teil zur Verschmutzung unserer Gewässer beitragen.
Wie gelangt das Mikroplastik in unsere Flüsse?
Zum einen durch die Nutzung von Produkten, die Du vielleicht auch zuhause hast. Viele Kosmetikprodukte enthalten Mikroplastik. Beispielsweise Cremes, Peelings, Puder, Augen Make-Up, Lippenstifte und viele weitere. Durch die Nutzung tragen wir Menschen dazu bei, dass Mikroplastik in unsere Gewässer gelangt. Denn wenn wir uns abschminken, landet meist der Rest im Waschbecken und somit in unserem Wasser.
Hier findest Du Infos und Tipps für nachhaltige Kosmetik – ohne Tierversuche und Mikroplastik.
Die meisten Kläranlagen können aktuell kein Mikroplastik aus unserem Wasser herausfiltern. Doch das Problem hier ist noch größer, denn über den Klärschlamm, der oft als Dünger genutzt wird, landet es sogar auf unseren Feldern. Von dort dann über das Wasser in unseren Flüssen. Gefühlt ist es ein nie enden wollender Kreislauf. Neben Kosmetikprodukten kann auch in Waschmitteln Mikroplastik enthalten sein – und auch in Putzlappen, in Fleecekleidung, selbst in abgefülltem Wasser in Glasflaschen.
Zum anderen durch die Industrie. Die Greenpeace Studie hat gezeigt, dass die Konzentration von Mikroplastik-Pellets höher ist, wenn in der Nähe Unternehmen ansässig sind, die dieses verarbeiten. Auch an Umschlagplätzen wie dem Niehler Hafen in Köln wurden höhere Konzentrationen gemessen. Diese Plastik-Pellets oder auch Kunststoffgranulat werden primäres Mikroplastik genannt. Es ist der Rohstoff, aus dem weitere Kunststoffprodukte hergestellt werden. Beispielsweise Zahnbürsten und Tüten. Sowohl bei dem Transport dieser Pellets als auch bei der Verarbeitung, kann es vorkommen, dass sie in unsere Gewässer gelangen.
Teilweise wurden auch Pellets aus recyceltem Plastik gefunden. Recycling an sich scheint eine gute Sache, wenn dann aber dennoch Plastikteilchen in unserer Umwelt landen, ist das keine Lösung.
Was ist die Gefahr von Mikroplastik?
Allgemein gilt, dass die meisten Plastikteile Zusatzstoffe enthalten. Flammschutzmittel oder Weichmacher sind nur zwei davon. Eben diese stehen im Verdacht, schädlich für den Menschen zu sein. Weiterhin besteht die Gefahr, dass Tiere wie Fische die kleinen Plastikteilchen mit Futter verwechseln und im schlimmsten Fall verhungern.
Wie Du dafür sorgen kannst, dass weniger Mikroplastik in unserer Welt landet
Recycling ist hier sicher ein Thema, das Du beim Lesen dieses Beitrages erwartet hast. Ich bin immer mehr der Meinung: Nachhaltig können wir nur etwas verändern, wenn wir dafür sorgen, dass weniger Plastik produziert wird. Indem wir weniger verbrauchen, weniger in Plastik verpackte Lebensmittel oder z.B. mehr Second Hand kaufen.
Können wir überhaupt noch ohne Mikroplastik leben?
Anhand all der Studien, die es mittlerweile gibt, wird klar, dass fast überall auf der Welt Mikroplastik zu finden ist. Von der Plazenta bis zur Antarktis, in der Luft, in Flüssen, in Meeren, in dem was wir essen. Es gibt einige junge Firmen, die Verfahren entwickeln, mit denen Mikroplastik z.B. aus dem Wasser herausgefiltert werden kann. Aber reicht das?
Meiner Meinung nach ist es uns nicht mehr möglich, wirklich alle Mikroplastik-Partikel aus unserer Natur herauszufiltern. Wir müssen damit leben, dass es nun mal überall ist. Das Einzige was wir wirklich tun können ist: Dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr in unserer Umwelt landet!
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