Das Gemüse auf der eigenen Fensterbank oder dem Balkon anbauen, das Anlegen von Hochbeeten im eigenen Garten, Urban Gardening, der Schrebergarten – das alles wird mittlerweile immer beliebter und ist seit einiger Zeit sogar ein richtiger Trend geworden.
Doch wie geht das eigentlich richtig? Unsere Gastautorin und Nachhaltigkeitsexpertin Anke Schmidt erklärt, wie Du mit einfachen Schritten in die Selbstversorgung startest.
Das Leben als Selbstversorger*in hat viele Vorteile
Der Eigenanbau von Obst und Gemüse ist gut für unser Klima. So spart ein Kilogramm selbst angebautes Gemüse zwei Kilogramm CO2 ein, im Vergleich zu gekauftem Gemüse. Das liegt daran, dass keine Emissionen für den Transport des Gemüses in den Supermarkt anfallen und auch keine für die Anfahrt von Dir zum Supermarkt.
Zudem spart der Eigenanbau eine Menge Plastik- und anderen Müll ein. Denn meist sind Obst, Gemüse, Eier, Fleisch, etc. auch noch aufwendig verpackt. Du lernst eine Menge darüber, was in Deiner Region wächst und wirst neue Gemüsesorten, Kräuter und vielleicht auch Obst kennenlernen. Richtig gemacht kannst Du als Selbstversorger auch eine Menge Geld sparen.
Zu all diesen Vorteilen bietet Dir der Eigenanbau und das Gärtnern auch noch Entschleunigung vom Alltag. Du befreist Deinen Kopf von Alltagsgedanken und konzentrierst Dich voll auf Deine Momente im eigenen Garten. Zu tun gibt es dort nämlich immer etwas.
Einstieg in das Leben als Selbstversorger*in – 5 Tipps für den Start
1. Lege vor dem Start fest, welches Ziel Du hast
Möchtest Du erst einmal nur im Kleinen ausprobieren, wie und wo Du Gemüse und Obst am besten anbaust oder möchtest Du wirklich bald von Deinen selbst angebauten Lebensmitteln leben? Möchtest Du nur Gemüse und Obst anbauen oder Dich auch mit Eiern und Fleisch selbst versorgen. All diese Fragen solltest Du beantworten, bevor Du in Dein Nutzgarten-Projekt startest.
Wenn Du einfach nur mal auf der Fensterbank oder in einem Hochbeet etwas Gemüse anpflanzt ist dies schnell gemacht und braucht weniger Vorbereitung als das Anlegen eines kompletten Selbstversorger-Nutzgartens. Denn dabei solltest Du mehrere Dinge wie Wasserversorgung, Kompost, Gewächshaus, Mischkulturen und Sortenwahl sowie Nahrung für die Tiere beachten. Dazu erfährst Du mehr in Teil 2 meiner Tipps für Selbstversorger.
2. Beginne mit einfachen Dingen und arbeite Dich Schritt für Schritt vorwärts
Egal ob Du im Wohnzimmer anfängst oder direkt den eigenen Nutzgarten aufbauen möchtest: Beginne mit kleinen Dingen und denke vorher nicht zuviel nach. Zuhause ist es am Einfachsten kleine Gemüsesorten auf der Fensterbank oder dem Balkon zu pflanzen. Radieschen kannst Du zum Beispiel schon nach drei bis fünf Wochen ernten. Tomaten wachsen sehr gut auf dem Balkon.
3. Das Anlegen eines Nutzgartens
Wenn Du die Möglichkeit hast einen Nutzgarten oder Hochbeete anzulegen, dann starte im ersten Jahr auf einer kleinen Fläche. So lernst Du, wie viel Zeit so ein Nutzgarten beansprucht, kannst nach und nach in Erfahrung bringen, welches Obst und Gemüse wann wächst, wieviel Wasser Du zur Bewässerung benötigst und wie Du am besten mit Schädlingen umgehst. Denn jeder Nutzgarten ist anders – es gilt wie so oft: Learning by Doing.
Im zweiten Jahr kannst Du Deinen Garten dann einfacher vergrößern, da Du schon einiges an Erfahrung gesammelt hast.
4. Baue das an, was Du am liebsten isst
Manche Gemüse- und Obstsorten sind sehr ertragreich. Pflanzt Du einen Apfelbaum in Deinen Garten, dann bedenke, dass er jedes Jahr zahlreiche Früchte tragen wird, die Du pflücken und verwerten wirst.
Selbstgezogene Zucchinis werden sehr groß und können sogar über ein Kilo schwer werden. Wenn die Zucchini erntereif ist, kann es sein, dass dann drei Wochen lang Zucchini auf Deinem Speiseplan steht. Deshalb solltest Du erst einmal nur das anbauen, was Du wirklich gerne isst, damit Du sicher alles verwerten kannst.
5. Miete einen Acker
Wenn der Anbau von Gemüse und Obst für Dich komplett neu ist oder Du keinen eigenen Garten hast, dann lohnt sich für Dich vielleicht das Mieten einer Parzelle auf einem Acker.
Mittlerweile gibt es einige Bauern, die solche Mietgärten anbieten. Meist wird der Großteil der Parzelle von dem Bauern selbst im Frühjahr eingesät, sodass Deine Aufgabe darin besteht die Pflanzen zu gießen, Unkraut zu jäten und zu ernten. Meist hast Du auf Deiner eigenen Parzelle dann noch etwas Platz um selbst etwas zu säen. Solche Mietangebote findest Du, indem Du nach “Feld mieten + Deine Stadt (z.B. Freiburg oder Köln)” im Internet suchst.
Unsere eigene Erfahrung als Selbstversorger
Wir selbst haben ein Parzelle auf einem Feld in Köln gemietet. Diese besuchen wir oft mit unserem kleinen Sohn. So lernt er schon von klein auf wo Lebensmittel herkommen und wie sie gepflegt werden. Jedes Mal wenn ich mit ihm dort bin, vergesse ich alles andere um uns herum. Er läuft über das Feld, nascht von den Tomatenpflanzen, gräbt mit mir Kartoffeln aus, gießt die Pflanzen, freut sich über die vier Meter großen Sonnenblumen und ist einfach glücklich.
Ich selbst kann mich noch daran erinnern wie gerne ich im Nutzgarten von meinem Opa war. Die Kartoffeln aus der Erde gezogen, Erbsen direkt aus der Schote genascht, Himbeeren direkt vom Strauch gegessen und mich dabei kaputt gelacht habe. Das sind wunderbare Kindheitserinnerungen.
Du musst kein*e ausgebildete*r Landwirt*in sein, um Dich selbst zu versorgen.
Selbstversorgung beginnt mit kleinen Schritten. Du wirst sehen, dass Du jedes Jahr mehr dazu lernst und immer mehr aus Deinem eigenen Garten ernten wirst. Nach und nach wird Dir der Anbau der eigenen Lebensmittel immer mehr Spaß bereiten und Deine Ernte wird reicher werden.
Du möchtest mehr rund um das Leben als Selbstversorger und den Anbau im eigenen Garten erfahren? Dann empfehle ich Dir das Buch "Selbstversorgung aus dem Garten" oder den Youtube-Kanal "Der Selbstversorgerkanal".*
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