Für ein Kilogramm Kaffeebohnen werden etwa 21.000 Liter Wasser benötigt, für die Herstellung einer Jeans kommen etwa 11.000 Liter zum Einsatz. Fakten, über die sich kaum jemand Gedanken macht, schon gar nicht über deren Auswirkungen auf unsere Umwelt. Wir zeigen Dir, was virtuelles Wasser ist, wo es drinsteckt und wie Du mit diesem Wissen nachhaltiger leben kannst.


Was verbirgt sich hinter virtuellem Wasser?

Virtuelles Wasser ist die gesamte Wassermenge, die für die Herstellung eines Produkts benötigt wird. Während im Endprodukt selbst meist kaum oder gar kein Wasser enthalten ist, kommen für die einzelnen Herstellungsschritte erhebliche Mengen „verstecktes Wasser“ zum Einsatz.

Das Konzept des virtuellen Wassers hat der britische Wissenschaftler John Anthony Allan in den 1990er Jahren entwickelt. 2008 wurde ihm dafür der renommierte Stockholmer Wasserpreis verliehen.

Blaues, Grünes und Graues Wasser

Das virtuelle Wasser setzt sich aus drei Arten zusammen: dem blauen, grünen und grauen Wasser.

  • Blaues Wasser

    Blaues Wasser „Blaues Wasser“ beschreibt Wasser, das aus stehenden und fließenden Gewässern oder direkt aus dem Grundwasser stammt. Dazu zählt z. B. das Wasser für die Bewässerungsanlagen der Landwirtschaft, aber auch das Gießwasser im heimischen Garten.
  • Grünes Wasser

    Regenwasser, welches aus dem Boden von Pflanzen aufgenommen wird oder auf deren Oberfläche verdunstet, wird als „grünes Wasser“ bezeichnet.
  • Graues Wasser

    Beim „grauen Wasser“ handelt es sich um im Herstellungsprozess verschmutztes Wasser sowie die Wassermenge, die benötigt wird, um die Verschmutzung auf ein für unsere Umwelt ungefährliches Maß zu verdünnen. Im Gegensatz zu blauem und grünem Wasser stellt das graue Wasser ein hypothetisches Konzept dar, das sich auf die Wasserqualität bezieht.

Beispiele für virtuelles Wasser

Hast Du schon Mal über den Wasserverbrauch für die Herstellung einer Jeans, einem Kilo Kaffee oder Rindfleisch nachgedacht? Oder auch für einen Computer, ein Smartphone oder Auto? Virtuelles Wasser ist in allen Produkten enthalten, auch wenn es auf den ersten Blick oft gar nicht den Anschein macht. Und der Verbrauch ist meist viel höher als wir denken.

Virtuelles Wasser: So viel Wasser benötigen diese Produkte

Wie hoch ist der virtuelle Wasserverbrauch?

Gemessen an unserem gesamten Wasserverbrauch stellt unser direkter Wasserverbrauch für den täglichen Bedarf (z. B. Kochen, Trinken, Waschen, Spülen und Körperpflege) nur einen geringen Teil dar. Denn addiert man den indirekten Wasserverbrauch dazu, also das virtuelle Wasser, das für die Herstellung von Konsumgütern und Dienstleistungen eingesetzt wird, schnellen die Zahlen rasant in die Höhe. Der Verbrauch von virtuellem Wasser ist daher ein ernstzunehmendes Problem, mit dem wir uns angesichts des Klimawandels dringend beschäftigen müssen.

In Deutschland verbrauchen wir laut Umweltbundesamt täglich etwa 123 Liter Wasser (direkter Verbrauch). Durch den Konsum von Gütern und Dienstleitungen kommen nochmal 3.900 Liter virtuelles Wasser dazu.


Was ist der Wasserfußabdruck?

Der Wasserfußabdruck setzt sich aus dem direkten Wasserverbrauch und dem indirekten, virtuellen Wasserverbrauch einer Person, eines Unternehmens oder eines Landes zusammen. Er stellt zudem eine Wasserbilanz zwischen den Ländern her, indem er durch Produkte importiertes bzw. exportiertes virtuelles Wasser berücksichtigt.

Die Idee dahinter: Länder, die bereits unter Trockenheit leiden, sollten weniger Wasser exportieren. Doch es sind gerade diese Länder, in denen Kaffee, Kakao, Reis, Zitrusfrüchte oder Baumwolle wasserintensiv angebaut werden.

In den Entwicklungsländern wird viel Wasser für die Herstellung von Waren verbraucht, die in Industrieländer exportiert werden. In der Folge fehlt dieses Wasser den Menschen und der Landwirtschaft vor Ort. Im schlimmsten Fall wird durch fehlende oder weniger strenge Umweltauflagen zusätzlich das Oberflächen- oder Grundwasser mit Schadstoffen aus der Produktion belastet, so dass es nicht mehr als Trinkwasser oder für die Landwirtschaft eingesetzt werden kann.

Der Wasserfußabdruck setzt sich aus dem direkten und indirekten Wasserverbrauch zusammen.

Der Wasserverbrauch in Produkten

Unsere Ernährung spielt eine große Rolle für den virtuellen Wasserverbrauch. Allein durch unsere Nahrungsmittel verbrauchen wir im globalen Durchschnitt pro Kopf bis zu 5.000 Liter Wasser täglich. Besonders wasserintensiv ist dabei die Herstellung von Rindfleisch, Kaffee und Kakao. Daneben ist die Bekleidungsindustrie, vor allem durch den Anbau von Baumwolle, einer der größten Wasserverbraucher der Welt. Aber auch in Elektrogeräten oder Autos verbirgt sich verstecktes Wasser. Für die Produktion eines Mittelklassefahrzeugs werden z. B. rund 400.000 Liter virtuelles Wasser eingesetzt.

Der Wasserverbrauch von Fleisch

Der versteckte Wasserverbrauch von Rindfleisch ist enorm. Für ein Kilo Rindfleisch werden im Schnitt 15.400 Liter Wasser benötigt, der Großteil davon allein für den Anbau der Futtermittel. Neben dem enormen Flächenbedarf, für den nicht selten sogar der Regenwald abgeholzt wird, stellt der Wasserverbrauch von Fleisch also ein erhebliches Problem für unsere Umwelt dar.

Die gute Nachricht: Du kannst ganz einfach Deine persönliche Wasserbilanz verbessern, indem Du Deinen Fleischkonsum reduzierst, auf vegetarische oder vegane Ernährung umstellst oder z. B. Rindfleisch durch Schweine- oder Hühnerfleisch ersetzt. Hier haben wir weitere Tipps zur nachhaltigen Ernährung für Dich zusammengestellt.

Für ein Kilo Rindfleisch werden im Schnitt 15.400 Liter Wasser benötigt.

Der Wasserverbrauch von Kaffee und Kakao

Für ein Kilo Kaffeebohnen werden 21.000 Liter, für ein Kilo Kakaobohnen sogar ganze 27.000 Liter Wasser benötigt. Kaffee- und Kakaoerzeugnisse sind also richtige Wasserverschwender. Im Hochland angebauter Kaffee und Kakao ist dabei weniger kritisch, da in diesen Regionen ab 1.500 Metern und höher mehr Niederschlag fällt als in niedrigen Lagen.

Typische Anbaugebiete für Hochlandkaffee sind z. B. Mittelamerika, Äthiopien oder Papua-Neuguinea. Bei fair angebautem und gehandeltem Kaffee oder Kakao findest Du die Angabe des Anbaugebiets meist auf der Verpackung.

Für ein Kilo Kaffeebohnen werden 21.000 Liter Wasser benötigt.

Der Wasserverbrauch eines T-Shirts

Auch die Herstellung unserer Kleidung benötigt viel Wasser. Der Grund: Neben Nahrungsmitteln ist vor allem die Baumwolle im Anbau sehr wasserintensiv. Allein die für ein T-Shirt benötigte Menge Baumwolle verbraucht im Anbau durchschnittlich 2.700 Liter Wasser. Damit aber noch nicht genug, denn auch für die weiteren Produktionsschritte ist der Einsatz von Wasser notwendig. Die Baumwolle wird gereinigt, Stoffe daraus gefertigt sowie Farben hergestellt, mit denen das T-Shirt gefärbt und wiederum gereinigt wird. So kann der Verbrauch in einigen Fällen auf bis zu 15.000 Liter ansteigen.

Achte deshalb darauf, dass Du Bekleidung kaufst, die fair produziert wurde und deren Rohstoffe nachhaltig angebaut wurden. Eine gute Alternative ist auch Second Hand Kleidung. So kannst Du Teilen, die bereits im Umlauf sind, ein neues Leben schenken.

Der Wasserverbrauch eines T-Shirts kann bei bis zu 15.000 Litern liegen.

Weitere Beispiele für virtuelles Wasser in Lebensmitteln

Die folgende Tabelle zeigt Dir, wie viel virtuelles Wasser in unseren Lebensmitteln steckt.

Lebensmittel Durchschnittlicher Wasserverbrauch
1 Orange 80 Liter
1 Apfel 125 Liter
1 Banane 160 Liter
1 Ei 200 Liter
1 Kilogramm Brot 1.600 Liter
1 Kilogramm Rindfleisch 15.400 Liter
1 Kilogramm Schweinefleisch 6.000 Liter
1 Kilogramm Hühnerfleisch 4.325 Liter
1 Glas Wein (125 ml) 109 Liter
1 Glas Milch (250 ml) 255 Liter
1 Tafel Schokolade 1.720 Liter
So viel virtuelles Wasser steckt durchschnittlich in unseren Lebensmitteln.

Virtuelles Wasser berechnen

Oben abgebildete Tabelle bietet Dir schon einen guten Anhaltspunkt, um einen Überblick über Deinen persönlichen virtuellen Wasserverbrauch zu erhalten. Den Wasserverbrauch weiterer Produkte findest Du beim Water Footprint Network (englisch). Es gibt aber auch verschiedene Rechner, die es ermöglichen, den Wasserfußabdruck zu berechnen.

Der Wasserfußabdruck eines Landes wird wie folgt berechnet (in den Klammern werden die Werte laut Umweltbundesamt für Deutschland ausgewiesen):

Nutzung heimischer Wasservorkommen (58,0 Mrd. m³)
+ Import virtuellen Wassers (125,0 Mrd. m³)
– Export virtuellen Wassers (65,8 Mrd. m³)
= Wasserfußabdruck (117,2 Mrd. m³)

Bei einem Wasserfußabdruck von 117,2 Milliarden Kubikmetern hinterlässt jede Person in Deutschland einen Wasserfußabdruck von rund 1.426 m³ jährlich – das sind 3,9 m³ oder 3.900 Liter täglich.


Virtuelles Wasser sparen

Unser enormer virtueller Wasserverbrauch bringt vielfältige Probleme auf der ökologischen, ökonomischen und sozialen Ebene mit sich. Daher ist es ratsam, virtuelles Wasser zu sparen und das Konsumverhalten danach auszurichten. Und das geht ganz einfach! Wir haben Dir Tipps für Deinen Alltag zusammengestellt:

  • Saisonales Obst und Gemüse kaufen z.B. heimische Erdbeeren im Sommer
  • Regionale Lebensmittel bevorzugen z.B. Obst und Gemüse, Fleisch oder Wein
  • Fleischkonsum reduzieren oder auf vegetarische/vegane Ernährung umstellen
  • Bio-Produkte oder Produkte aus nachgewiesen nachhaltigem Anbau konsumieren
  • Kleine Landwirte und Betriebe statt Massenproduktion und Industrie unterstützen
  • Lebensmittel aus nachhaltiger Landwirtschaft statt Intensivkulturen mit hohem Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz sowie Wasserbedarf beziehen
  • Anbieter wählen, die faire Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Umweltstandards garantieren (vor allem bei Mode oder importierten Lebensmitteln)
  • Second Hand kaufen und Teilen so ein neues Leben schenken

Was Du darüber hinaus tun kannst, um auch Deinen direkten Wasserverbrauch zu reduzieren, erfährst Du in unseren Wasserspartipps.