Ökostrom ist angesagt. Kaum ein Stromanbieter kommt ohne einen eigenen Stromtarif für Ökostrom aus. Was der Begriff Ökostrom aber wirklich bedeutet, das ist in Deutschland längst nicht geklärt. Regenerativ? CO2-frei? Oder beides? Alles Wissenswerte über Ökostrom erfährst Du hier.

Sonne, Wind, Wasser und Biomasse schicken grünen Ökostrom durchs Netz

Ökostrom. Naturstrom. Grüner Strom. Die allermeisten von uns haben eine gewisse Vorstellung davon, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt. Wer genauer nachfragt, der stellt aber schnell fest, dass es gar nicht so einfach ist, allgemeingültig zu erläutern, was sich hinter dem grünen Strom verbirgt. Folglich macht es Sinn, sich der Bedeutung von Ökostrom auf einer inhaltlichen Ebene zu nähern.

Die wichtigsten Energieträger für die Erzeugung von Ökostrom sind Sonne, Wind, Wasser und Biomasse. Diese erneuerbaren Energieträger unterscheiden sich grundlegend von fossilen Energieträgern wie Kohle, Gas und Öl, da sie (nahezu) unerschöpflich vorhanden sind und keine klimaschädlichen Treibhausgase bei der Stromerzeugung freisetzen. Besonders hervorzuheben ist, dass diese Energieträger im Gegensatz zu fossilen Ressourcen nicht irgendwann erschöpft sein werden.

Andere Interpretationen schließen mitunter Großwasserkraftprojekte aus der Ökostromdefinition aus. Der Hintergrund: Die dazu erforderlichen Eingriffe in die Natur wie zum Beispiel beim Drei-Schluchten-Damm in China sind mitunter von erheblichem Ausmaß.

Auffällig ist: Die drei Begriffe Ökostrom, Naturstrom oder grüner Strom werden vielfach synonym verwendet. Ökostrom ist kein geschützter Begriff. Im Gegenteil: Gebräuchlich sind durchaus unterschiedliche inhaltliche Auslegungen.

Neben Ökostrom gibt es auch Ökogas, das eine umweltfreundliche Alternative zu fossilem Erdgas darstellt. Ökogas wird aus erneuerbaren Quellen wie Biogas oder Reststoffen gewonnen und spielt eine wichtige Rolle bei der Reduzierung des CO₂-Ausstoßes. Es wird häufig in Kombination mit Ökostromtarifen angeboten.

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) setzt sich für eine Gesellschaft ein, die ihren Energiebedarf vollständig aus erneuerbaren Energien bezieht. Das explizite Ziel des BEE lautet: "100 Prozent Erneuerbare Energie in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität". Zu den satzungsgemäßen Aufgaben des BEE gehört es, die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien zu verbessern und deren Vorrang gegenüber anderen Energiesparten durchzusetzen.

Ökostrom aus erneuerbaren Energien

Auffällig ist: Die CO2-Problematik findet in den Definitionsansätzen keinen Platz. Und das nicht ohne Grund, denn: Gänzlich ohne CO2-Ausstoß fällt die Bilanz Erneuerbarer Energien nicht aus – zumindest, wenn man bei der Berechnung alle Faktoren berücksichtigt. Das Klimagas entsteht beispielsweise bei der Rohstoffbeschaffung oder der Produktion der jeweiligen Anlagen.

Für alle Berechnungen gilt aber: Umgerechnet auf eine Kilowattstunde emittiert Ökostrom dramatisch weniger CO2 als die Stromerzeugung aus konventionellen Energiequellen:

  • Windkraft // 8 bis 16 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (g/kWh)
  • Wasserkraft // 4 bis 13 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (g/kWh)
  • Sonnenenergie // 80 bis 160 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (G/kWh)
  • Braunkohleverstromung // bis zu 980 Gramm CO2pro Kilowattstunde (g/kWh)

Alles das zeigt das Dilemma um den Ökostrombegriff. Ein präziseres Bild liefert aber die Betrachtung, was kein grüner Ökostrom ist. Konventioneller Kohle- und Atomstrom lassen sich ebenso wenig als Ökostrom bezeichnen wie die Energie aus Gaskraftwerken.

Bei der Definition des Ökostrombegriffs ist das Nachbarland Österreich einen ganzen Schritt weiter als Deutschland. Im alpenländischen Ökostromgesetz ist festgehalten, dass jeder Strom, der aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, als Ökostrom gilt. Das klingt klar, prägnant und verständlich. Gleichzeitig dürfte sich die Definition der Österreicher mit dem Verständnis vieler Menschen hierzulande decken.

Ökostrom aus Solarenergie
Ökostrom aus Solarenergie: fexel © Shutterstock

Aus welchen Quellen stammt Ökostrom?

Sonne, Wind, Wasser und Biomasse sind die wichtigsten erneuerbaren Energiequellen. Erneuerbar bedeutet in diesem Fall, dass die Energie nicht aus Kernenergie oder aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird, sondern Quellen verwendet werden, die (nahezu) unerschöpflich vorhanden sind und sich schnell regenerieren.

Solarenergie nutzt die Sonnenstrahlung für die Stromerzeugung mithilfe leistungsfähiger Photovoltaikanlagen. Sonnenwärmekraftwerke produzieren Strom sogar aus Wärme und Wasserdampf. In Deutschland haben Solarthermie-Kraftwerke dank technologischer Fortschritte, sinkender Kosten und staatlicher Förderung deutlich an Wirtschaftlichkeit gewonnen. Bereits mehrere solarthermische Kraftwerke, wie die in Jülich und Ludwigsburg, sind erfolgreich in Betrieb, was zeigt, dass ein wirtschaftlicher Betrieb prinzipiell möglich ist. Wichtig für den Erfolg ist vor allem die Wahl des Standorts mit hoher Sonneneinstrahlung sowie die optimale Integration in das bestehende Energiesystem.

Vorteil aller Anlagen, die die Sonne für die Erzeugung von Strom nutzen, ist das Klimaargument: Bei der Stromproduktion werden weder Schadstoffe noch Feinstaub oder CO2 freigesetzt – bei der Herstellung der Anlagen hingegen schon.

Im Jahr 2023 wurden erhebliche Mengen Energie aus verschiedenen erneuerbaren Quellen gewonnen. Besonders bedeutend war die Windenergie, die mit 142,1 TWh etwa 28 % zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien beitrug. Die Photovoltaik steuerte 61,2 TWh bei, was einem Anteil von 12 % entspricht. Auch die Biomasse spielte eine wichtige Rolle: 49,3 TWh wurden aus Biomasse zur Stromerzeugung gewonnen, was 9 % der gesamten erneuerbaren Stromproduktion ausmacht. Bei der Wärmeerzeugung hatte die Biomasse mit 170,6 TWh einen besonders großen Anteil, der bei 33 % liegt. Die Solarthermie lieferte zusätzlich 9,1 TWh zur Wärmeerzeugung, was 2 % des gesamten Wärmebedarfs abdeckt, und Geothermie und Umweltwärme trugen 25,7 TWh (5 %) bei.

Im Kanon der erneuerbaren Energien hat also die Erzeugung von Windenergie in Deutschland den größten Teil der Bruttostromerzeugung. Unterschieden werden derartige Kraftwerke als Onshore- und Offshore-Anlagen – je nachdem, ob sie an Land oder vor der Küste betrieben werden.

Vorteil der Windkraftanlagen neben der guten CO2-Bilanz bei der Stromproduktion: Diese erneuerbare Lösung benötigt wenig Platz und ist vergleichsweise schnell und günstig zu installieren, zumindest sofern sie über einen landgestützten Standort verfügen.

Ökostrom aus Windenergie
Ökostrom aus Windenergie: Kampan © Shutterstock

Im Unterschied zur Sonnen- oder Windenergie hat die Nutzung der Wasserkraft eine lange Tradition. Nicht nur in Deutschland: Historiker gehen davon aus, dass sie in China bereits vor 5.000 Jahren genutzt wurde. Unterschieden werden moderne Anlagen in Speicherkraftwerke und Laufwasserkraftwerke. Letztere produzieren klimafreundlichen Strom mithilfe der Strömungskraft von Gewässern.

Speicherkraftwerke wiederum werden an Talsperren oder Bergseen errichtet. Zur Energiegewinnung wird Wasser abgelassen. Dabei durchfließt es Turbinen, die Strom wiederum erzeugen. Besonderer Vorteil der Wasserkraftwerke: Entsprechende Anlagen lassen sich gut regeln und können nach Bedarf in Betrieb genommen werden.

Eine zentrale Rolle spielt, neben der Stromkennzeichnung, das sogenannte Herkunftsnachweisregister, das vom Umweltbundesamt verwaltet wird. Dieses Register dokumentiert und kontrolliert, woher der Ökostrom stammt und stellt sicher, dass der Strom tatsächlich aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde. Der Herkunftsnachweis garantiert, dass ein bestimmter Anteil des gelieferten Stroms aus erneuerbaren Quellen stammt und dieser nicht mehrfach verwendet wird. Dies fördert die Transparenz im Strommarkt, da jeder Verbraucher nachprüfen kann, aus welchen Energiequellen sein Strom stammt. Gleichzeitig ist es aber wichtig zu beachten, dass der physische Strom, der durch die Leitungen fließt, nicht ausschließlich aus erneuerbaren Energien bestehen muss. Der Nachweis bezieht sich nur auf die vertraglich garantierte Menge.

Und wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht?

Experten nennen dieses Szenario „Dunkelflaute“. Diese Dunkelflauten, also Perioden mit wenig Wind und kaum Sonnenschein, treten in Deutschland etwa zwei Mal pro Jahr auf und können zwischen zwei und acht Tagen dauern. Besonders häufig sind Dunkelflauten in den Wintermonaten von November bis Januar, wobei extreme Dunkelflauten, die länger als vier Tage anhalten, etwa alle zwei Jahre vorkommen. Studien zeigen, dass in seltenen Fällen sogar Perioden von bis zu zwei Wochen mit deutlich reduzierter Energieerzeugung möglich sind. Kritisch wird es bei sogenannten „kalten Dunkelflauten“, die vor allem Ende Januar oder Anfang Februar auftreten und die Stromversorgung zusätzlich belasten können.

Das Stromnetz spielt hier eine zentrale Rolle, da es nicht nur die Energieverteilung sicherstellt, sondern auch die Integration dezentraler, erneuerbarer Energiequellen ermöglicht.

Trotz dieser Herausforderungen durch Dunkelflauten hat der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland große Fortschritte gemacht. Selbst in Zeiten, in denen die Stromerzeugung aus Sonne und Wind vorübergehend zurückgeht, trägt der stetige Ausbau von Speichertechnologien und Backup-Systemen dazu bei, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dies spiegelt sich auch in den neuesten Entwicklungen wider:

Im Jahr 2023 erreichte der Anteil erneuerbarer Energien im Stromsektor neue Höchstwerte. Mit 51,8 Prozent des Bruttostromverbrauchs stammte erstmals mehr als die Hälfte des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen, wie das Umweltbundesamt berichtete.

Weil Deutschland sowohl Atom- (bis 2022) als auch Kohlekraftwerke (bis 2038) abschalten will, ist die Dunkelflaute durchaus eine Herausforderung für die Zukunft. Allerdings – und das ist die gute Nachricht für eine nachhaltige Zukunft: An langfristigen Lösungen wird bereits gearbeitet. Drei Szenarien existieren:

  • Intelligenteres Management bei der Stromnachfrage
  • Ausbau der Stromspeicher
  • Installation klimaneutraler Gaskraftwerke

Als Ökostrom-Interessent bist Du also auf der sicheren Seite: Du musst keine Angst haben, dass aus Deiner Steckdose an kurzen, grauen, kalten und windstillen Tagen kein Strom mehr fließt. Im Gegenteil, zur Bewältigung entsprechender Strom-Peaks stehen im (Not-)Fall große Kapazitäten an fossilen Kraftwerken zur Verfügung, um einen möglichen Strombedarf jenseits von Wind, Wasser und Sonne zu decken.

Wie beliebt ist Ökostrom in Deutschland?

Die Beliebtheit von Haushaltsstrom aus erneuerbaren Quellen steigt seit vielen Jahren kontinuierlich an. 2023 erreichte der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland mit 51,8 Prozent einen neuen Höchststand. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 betrug dieser Anteil gerade einmal 6,3 Prozent. Seitdem ist er stetig gestiegen – 2010 lag er bereits bei 17 Prozent, 2015 bei 31,5 Prozent und 2019 bei 42,1 Prozent. Dieser kontinuierliche Anstieg zeigt, wie stark sich der Ausbau der erneuerbaren Energien auf den deutschen Strommarkt auswirkt.

Jahr Summe
Bruttostromerzeugung (GWh)3
Anteil am
Bruttostromverbrauch (%)
2000 36.226 6,3
2005 63.400 10,3
2010 105.181 17,0
2015 188.786 31,5
2019 242.549 42,1
2022 233.700 48,4
2023 251.800 51,8
Tab. 1: Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch (Quellen: Bundesumweltamt, Stand 04/2024 // Bundesnetzagentur, Stand 01/2024 // Statistisches Bundesamt, Stand 03/2024)

Darauf solltest Du bei einem Ökostromanbieter achten

Ökostrom aus der eigenen Steckdose ist ein beliebtes Argument, um Verantwortung fürs Klima und die Umwelt zu übernehmen. Du solltest aber wissen, dass jeder Stromkunde – ob mit oder ohne Ökostromtarif – den Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützt. Dies wurde früher über die EEG-Umlage geregelt, die Teil des Strompreises war. Diese Umlage wurde jedoch zum 1. Januar 2023 vollständig abgeschafft. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bleibt dennoch zentral für die Energiewende, da es weiterhin die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen regelt und den Erzeugern gleitende Marktprämien garantiert, deren Höhe sich nach dem aktuellen Strompreis an der Börse richtet.

Bei der Suche nach einem Ökostromtarif hast Du die Qual der Wahl. Es fällt auf, dass rund 80 Prozent aller Energieversorger einen eigenen Stromtarif für Ökostrom anbieten. Für viele Interessenten stellt das große Angebot ein echtes Hindernis dar.

Ein wichtiges Instrument, das jedem Stromkunden Transparenz verschafft, ist die Stromkennzeichnung. Jeder Stromanbieter ist in Deutschland gesetzlich verpflichtet, die Herkunft seines Stroms offen darzulegen. Diese Stromkennzeichnung findet sich auf der Stromrechnung und zeigt an, aus welchen Quellen der Strom stammt, den Du beziehst. Dabei wird klar aufgeschlüsselt, wie viel Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien, fossilen Brennstoffen oder Kernkraft stammen. Allerdings reicht die Stromkennzeichnung allein nicht aus, um die Nachhaltigkeit eines Stromtarifs umfassend zu beurteilen. Sie gibt keinen Aufschluss darüber, inwiefern der Anbieter aktiv den Ausbau erneuerbarer Energien fördert oder welchen CO₂-Fußabdruck das Unternehmen hinterlässt.

Die Stromkennzeichnung ermöglicht es Verbrauchern, die Herkunft ihres Stroms zu überprüfen und den Anteil erneuerbarer Energien besser einzuschätzen. Sie ist ein entscheidendes Kriterium, um bewusst einen Anbieter auszuwählen, der auf Nachhaltigkeit setzt und möglichst wenig fossile Energiequellen nutzt. Ein genauer Blick auf die Stromkennzeichnung hilft zudem, Anbieter zu identifizieren, die eventuell nur bestehende Ökostrommengen aufkaufen, anstatt aktiv in den Ausbau erneuerbarer Energien zu investieren.

Ein weiteres wichtiges Kriterium sind die Konditionen und die Inhalte der jeweiligen Stromtarife, die beim Abschluss eines Ökostromtarifs beachtet werden sollten. Diese umfassen die Vertragslaufzeiten, Kündigungsfristen, Preisgarantien und mögliche zusätzliche Serviceleistungen wie Energieberatung oder spezielle Angebote für E-Mobilität. Verbraucher sollten bei der Wahl ihres Tarifs besonders auf faire Konditionen achten, die eine flexible Vertragsgestaltung und kundenfreundliche Kündigungsoptionen ermöglichen.

Zudem kommt die Definition des Ökostrombegriffs wieder ins Spiel: Weil der Begriff in Deutschland unterschiedlichen Interpretationen unterliegt, ist der direkte Vergleich einzelner Tarife kein Kinderspiel. Um mehr Orientierung in den Tarifdschungel zu bringen, bedienen sich die Energieversorger deswegen verschiedener Zertifikate, Herkunftsnachweisen, Labels oder Gütesiegeln. Ziel ist es, den grünen Strom zu klassifizieren.

Um den realen Beitrag zum Klimaschutz einschätzen zu können, hilft vielfach ein Blick auf die Kennzeichnung von Ökostromprodukten. Dabei solltest Du wissen, dass Ökostrom mindestens aus zwei Komponenten besteht:

  • der physischen Stromlieferung
  • einem Herkunftsnachweis über die Menge des gelieferten Stroms

Einige Anbieter betonen zudem einen Zusatznutzen eigener Ökostromtarife. Dieser Zusatznutzen kann beispielsweise den aktiven Ausbau erneuerbarer Energien durch den Energieversorger oder regionale Projekte hinsichtlich des Klima-, Umwelt- oder Naturschutzes betreffen. Dabei sollte Dir bewusst sein: Der tatsächliche Strommix in Deutschland verändert sich durch den Zusatznutzen vielfach nicht.

Mit den unterschiedlichsten Gütesiegeln und Zertifikaten dokumentieren die Energieversorger weiterhin, dass der Ökostrom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Bekannteste Institution für derartige Grünstrom-Gütesiegel ist der TÜV (Technische Überwachungsverein). Sowohl der TÜV Nord als auch der TÜV Süd vergeben derartige Siegel. Zertifizierungen des TÜV genießen weltweit höchste Wertschätzung.

Neben dem TÜV gibt es weitere wichtige Institutionen, die Ökostromlabels vergeben. Besonders hervorzuheben ist der EnergieVision e.V., der das ok-power-Label vergibt. Dieses gilt als eines der strengsten und vertrauenswürdigsten Gütesiegel für Ökostrom, da es nicht nur 100 % Strom aus erneuerbaren Energien garantiert, sondern auch Investitionen in neue Anlagen oder Energiewende-Projekte fordert. Auch der Grüner Strom Label e.V. spielt mit seinem Grüner Strom Label eine bedeutende Rolle. Getragen von Umweltverbänden, legt es ebenfalls Wert auf 100 % Ökostrom und die Förderung neuer Anlagen.

Obwohl Angebot und Nachfrage in puncto Ökostromtarife kontinuierlich steigen, ist zu beobachten, dass die Energieversorger auf eine Nutzung derartiger Siegel und Zertifizierungen zunehmend verzichten. Hintergrund ist wohl die Annahme, dass aufgrund des nicht geschützten Ökostrombegriffs auf derartige Qualitätsstandards verzichtet werden kann.

Ökostrom für mehr Klimaschutz
Ökostrom für mehr Klimaschutz: Krichevtseva © Shutterstock

Checkliste: Kriterien für die Auswahl eines Ökostromanbieters

  1. Anteil erneuerbarer Energien:
  • 100 % aus erneuerbaren Quellen: Achte darauf, dass der Strom zu 100 % aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind, Solar oder kleinen Wasserkraftanlagen stammt.
  • Kein Atom- oder Kohlestrom: Stelle sicher, dass der Anbieter keine fossilen oder nuklearen Energiequellen im Strommix verwendet.
  1. Art der Erzeugung:
  • Nachhaltige Energiequellen: Bevorzuge Strom aus Wind-, Solar-, Geothermie- oder Wasserkraftanlagen.
  1. Zertifizierungen und Labels:
  • Grüner Strom Label: Dieses Siegel garantiert, dass der Anbieter in neue erneuerbare Energien investiert.
  • ok-power-Siegel: Steht für hohe Umweltstandards und fördert den Ausbau erneuerbarer Energien.
  • TÜV-Zertifikate: Achte auf die genauen Kriterien, nach denen der TÜV Ökostrom zertifiziert.
  1. Investitionen in erneuerbare Energien:
  • Zusatznutzen: Manche Anbieter investieren einen Teil ihrer Einnahmen in den Ausbau neuer Anlagen oder Umweltprojekte.
  • Energiewende fördern: Durch die Wahl solcher Anbieter unterstützt Du aktiv den Ausbau erneuerbarer Energien.
  1. Herkunft des Stroms:
  • Regionalität: Strom aus regionalen Anlagen stärkt die lokale Wirtschaft und reduziert Transportverluste.
  • Transparenz: Seriöse Anbieter geben detaillierte Informationen zur Herkunft ihres Stroms und zu den Standorten ihrer Anlagen.
  1. Unternehmensphilosophie:
  • Unabhängigkeit: Bevorzuge unabhängige Anbieter, die nicht mit großen Konzernen verbunden sind, die auch fossile Energien fördern.
  • Nachhaltigkeitsengagement: Informiere Dich über das allgemeine Umweltengagement des Unternehmens.
  1. Kundenservice und Vertragsbedingungen:
  • Faire Konditionen: Achte auf transparente Preise, flexible Laufzeiten und kundenfreundliche Kündigungsfristen.
  • Servicequalität: Ein guter Kundenservice ist entscheidend bei Fragen oder Problemen.
  1. Preis-Leistungs-Verhältnis:
  • Vergleich mit herkömmlichen Tarifen: Ökostrom ist oft nicht teurer als herkömmlicher Strom – ein Preisvergleich lohnt sich.
  • Kosten-Nutzen-Abwägung: Berücksichtige den Mehrwert für die Umwelt bei der Preisbewertung.
  1. Zusätzliche Angebote:
  • Energieberatung: Manche Anbieter bieten Beratung zur Steigerung der Energieeffizienz an.
  • E-Mobilität und Speicherlösungen: Prüfe, ob der Anbieter auch Lösungen wie Ladestationen oder Batteriespeicher anbietet.
  1. Bewertungen und Erfahrungsberichte:
  • Kundenmeinungen: Lies Bewertungen und Erfahrungsberichte, um die Zuverlässigkeit des Anbieters besser einschätzen zu können.
  • Auszeichnungen: Achte auf Auszeichnungen von Verbraucherschutzorganisationen als Hinweis auf die Qualität.

Ökostrom – Umwelt- und Klimaschutz, der ankommt

Kennzeichnungen, Siegel und Zusatznutzen sind nach wie vor prägnante Marker der jeweiligen Ökostromtarife. In der Praxis bedeutet dies meist Folgendes: Der Anbieter garantiert, dass die bezogene Menge Strom aus erneuerbaren Quellen produziert wurde.

Das bedeutet aber nicht, dass aus Deiner Steckdose wirklich Ökostrom fließt. Auch wenn Du Dich für grünen Strom entscheidest, kommt aus Deiner Steckdose sogenannter Graustrom – also ein Mix aus erneuerbaren und fossilen Quellen.

Das kommt Dir ein wenig seltsam vor? Verständlich. Aber damit ausschließlich reiner Ökostrom aus Deiner Steckdose fließt, wäre ein eigenes Ökostromnetz erforderlich. Das ist natürlich so nicht möglich.

Berücksichtigen solltest Du aber Folgendes: Mit Deiner Entscheidung für einen Ökostromtarif trägst Du dazu bei, dass mehr grüner Strom durch die Netze fließt. Und je grüner der Strom ist, desto besser ist das fürs Klima.

Wichtig ist dabei, dass der Ökostromtarif tatsächlich den Ausbau erneuerbarer Energien fördert, beispielsweise durch Investitionen in neue Anlagen, und nicht nur bereits vorhandene, günstige Ökostrommengen aufkauft. So stellst Du sicher, dass Deine Entscheidung für Ökostrom aktiv zur Energiewende beiträgt und langfristig den Anteil erneuerbarer Energien im Netz erhöht.

Grundsätzlich solltest Du allerdings nicht nur auf die Herkunft des Stroms achten, sondern auch auf Deinen Stromverbrauch. Durch einfache Maßnahmen wie den Einsatz energieeffizienter Geräte oder das Ausschalten von Standby-Geräten lässt sich der Energieverbrauch deutlich senken. Gerade in Kombination mit einem Ökostromtarif kann so ein noch größerer Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden

Zusammenfassung

Ökostrom bezieht sich auf Elektrizität, die aus erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wind, Wasser und Biomasse erzeugt wird. Diese Quellen sind nahezu unerschöpflich und regenerieren sich schnell. Obwohl der Begriff „Ökostrom“ häufig verwendet wird, ist er nicht geschützt, was zu unterschiedlichen Interpretationen führt. Auch wenn es keine einheitliche gesetzliche Definition gibt, existieren in Deutschland durchaus Standards und Zertifizierungen für Ökostrom (z.B. EEG, TÜV-Siegel, Grüner Strom Label, ok-power), die gewährleisten, dass der Strom tatsächlich aus erneuerbaren Quellen stammt und oft auch in den Ausbau neuer Anlagen investiert wird.

Ein zentraler Vorteil von Ökostrom ist der geringe CO₂-Ausstoß im Vergleich zu konventionellen Energieträgern wie Kohle und Atomkraft. Damit leistet Ökostrom einen maßgeblichen Beitrag zum Klimaschutz und trägt so zu einem schnelleren Umbau des Energiesystems bei.

Die Nutzung von Windkraft dominiert in Deutschland die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, ergänzt durch Photovoltaikanlagen und Biomasse.

Ein Problem stellt die sogenannte „Dunkelflaute“ dar, bei der Wind und Sonne über mehrere Tage hinweg ausfallen. Durch den weiteren Ausbau von Speichertechnologien und Backup-Systemen soll die Versorgungssicherheit in solchen Zeiten gewährleistet werden.

Ökostromtarife sind in Deutschland zunehmend gefragt. 2023 stammten über 51 % des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Energien. Verbraucher tragen durch die Wahl eines Ökostromtarifs zur Energiewende bei, obwohl der tatsächliche Strommix weiterhin aus einem Mix von fossilen und erneuerbaren Quellen besteht.

Der entscheidende Vorteil von Ökostrom ist der Umweltnutzen, da die Emissionen von Treibhausgasen bei der Stromproduktion deutlich niedriger sind als bei konventionellen Energieträgern wie Kohle und Atomkraft. Besonders Wind- und Wasserkraft weisen eine sehr gute CO₂-Bilanz auf, während Solarenergie aufgrund der Herstellung der Anlagen etwas höhere Emissionen verursacht. Trotzdem ist Ökostrom insgesamt viel klimafreundlicher, da fossile Brennstoffe große Mengen an CO₂ freisetzen. Der Umweltnutzen zeigt sich nicht nur in der Reduzierung von CO₂-Emissionen, sondern auch in der Vermeidung anderer umweltschädlicher Nebenprodukte wie Feinstaub und giftiger Abfälle, die bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehen.

Umweltbewusst leben © Shutterstock

Ökostrom: Dein Beitrag
für ein nachhaltiges Leben

Deine Entscheidung für Ökostrom lässt mehr grüne Energie durch die Stromnetze fließen. Hier erfährst Du, was es mit dem Strom aus regenerativen Quellen auf sich hat.

Warum Ökostrom
Strom aus Wasserkraft © Shutterstock

Ökostrom – definitiv regenerativ!
Deine Entscheidung für Ökostrom leistet einen wichtigen Beitrag für ein nachhaltiges Leben. Alles Wissenswerte zum Strom aus regenerativen Quellen haben wir hier zusammengefasst.

Ökostrom

Headerbild: rallef © Shutterstock